Julia Ursula Ledóchowska – Gründerin der Gemeinschaft der Ursulinen vom Herzen Jesu in Todeskampf

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Julia Ledóchowska kommt am 17. April 1865 in Loosdorf (Österreich) als zweites von sieben Kindern von Antoni Ledóchowski (1823-1885) und Josephine Salis-Zizers (1831-1909) zur Welt. Im Jahr 1874 zieht die Familie nach Sankt Pölten, eine kleinere Stadt zwischen Loosdorf und Wien. Dort besucht Julia die Schule der Englischen Fräulein, wo sie eine Ausbildung mit humanistischem Profil erhält. Im Jahr 1883 verwirklichen sich die Pläne ihres Vaters Antoni, mit der Familie nach Polen zurückzukehren. Die Familie Ledóchowski kauft ein Landgut in Lipnica Murowana in der Nähe von Krakau.

Im Jahr 1886 tritt Julia in das Kloster der Ursulinen in Krakau ein. Nach dem Noviziat legt sie die ewigen Gelübde ab und erhält den Namen Maria Ursula von Jesus. Schwester Ursula arbeitet als Lehrerin und Erzieherin in der von den Schwestern geführten Schule. Sie nimmt außerdem Unterricht in Malerei und schmückt die Klosterkapelle mit Wandmalerei und Gemälden. Im Jahr 1904 wird sie zur Oberin des Klosters gewählt.

Mit dem Segen von Papst Pius X reist sie 1907 mit zwei Mitschwestern nach St. Petersburg, wo sie die Leitung eines Mädchenwohnheims übernimmt, welches zum polnischen Gymnasium St. Katharina gehört. Die Schwestern tragen keine Ordenskleidung, da in Russland Orden verboten sind. Mutter Ursula findet schnell den Weg in die Herzen der Mädchen. Sie lernt Russisch und legt ein Staatsexamen ab, um in der Schule Französisch unterrichten zu können.

Die Schwesterngemeinschaft wächst ständig. Im Jahr 1908 wird die kleine Petersburger Filiale des Krakauer Klosters ein autonome Ursulinengemeinschaft mit einem eigenen Noviziat und Mutter Ursula als Oberin.

Im Jahr 1910 entsteht am Finnischen Meerbusen ein Haus für die Gemeinschaft, das den Namen Merentähti (auf Finnisch: Maria Meeresstern) trägt, sowie ein Mädchen-Gymnasium mit Internat, das die pädagogischen Ideen von Mutter Ursula verwirklichen möchte. Angespornt durch die Liebe zu Christus knüpft sie schnell Kontakt mit der einheimischen protestantischen Bevölkerung. Die katholische Kapelle des Hauses wird zum Ort des Gebets auch für die Finnen – in ihrer eigenen Sprache.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 bewirkt die Ausweisung Mutter Ursulas als österreichischer Staatsbürgerin aus Russland. Sie begibt sich nach Stockholm in Schweden, später nach Dänemark. Gemeinsam mit den nach und nach aus Petersburg ausreisenden Schwestern organisiert sie eine Sprachschule für skandinavische Mädchen, danach u.a. ein Heim für Waisenkinder polnischer Arbeiter. Gleichzeitig nimmt sie aktiv am Leben der katholischen Diaspora in Skandinavien teil. Mutter Ursula arbeitet mit dem von Henryk Sienkiewicz in der Schweiz gegründeten Hilfskomitee für die Kriegsopfer in Polen zusammen. Durch eine Serie von Vorträgen sensibilisiert sie die skandinavische Gesellschaft für die Sache der Unabhängigkeit Polens. Sie lernt die skandinavischen Sprachen, um besser zu den Hörern zu gelangen.

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Im Jahr 1918 erlangt Polen seine Unabhängigkeit wieder. Mutter Ursula denkt an eine Rückkehr nach Polen. Im Jahr 1920, dank der Großzügigkeit des norwegischen Konsuls Stolt-Nielsen kann ein Grundstück in Pniewy bei Posen gekauft werden. Hier siedelt sich die Petersburger Ursulinengemeinschaft nach mehrjähriger Wanderschaft an. Es entsteht das erste Haus der Gemeinschaft, das Mutterhaus.

Bald darauf gibt der Papst die Erlaubnis, die Gemeinschaft des Petersburger Klosters in die Kongregation der Ursulinen von Herzen Jesu im Todeskampf, auch Graue Ursulinen genannt, umzuformen. Aus alten Wurzeln wächst ein neuer Zweig, der nach dem Geist der Heiligen Ursula und der auf die Heiligen Angela Merici zurückreichende Tradition der Erziehungs- und Lehrarbeit als bevorzugtes Evangelisierungsmittel der neuen Zeit leben will, gleichzeitig jedoch nach neuen Formen sucht, die den aktuellen Bedürfnissen, insbesondere der Armen, entsprechen sollen.

Die Kongregation entwickelt sich schnell. Es entstehen Häuser in Polen und an der Ostgrenze, 1928 in Italien und 1930 in Frankreich.

Mutter Ursula stellt bei der Formation der Schwestern die Liebe zu Gott an erste Stelle und wünscht sich, dass sie in Einfachheit und Bescheidenheit leben, gleichzeitig voller Hingabe und Kreativität anderen dienen, vor allem Kindern und Jugendlichen. Lächeln, Lebensfreude und Güte betrachtete Mutter Ursula als besonders glaubwürdiges Zeugnis der Verbundenheit mit Christus. Sie lehrt, dass Heiligkeit für jeden erreichbar ist, dass sie im liebevollen Engagement gegenüber Gott und den Menschen bei der Erfüllung der täglichen Pflichten besteht.

Als Mutter Ursula am 29. Mai 1939 in Rom stirbt, sagen die Menschen: „Eine Heilige ist von uns gegangen”…

Am 20. Juni 1983 spricht Papst Johannes Paul II. Mutter Ursula in Posen selig. Im Jahr 1989 wird der unverweste Leichnam der Seligen Ursula von Rom nach Pniewy überführt und in der Kapelle des Mutterhauses beigesetzt.

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Im Jahr 2002 wird der Heiligsprechungsprozess beendet: am 23. April wird im Vatikan das Dekret über die Anerkennung eines Wunders bekanntgegeben, welches sich durch die Fürsprache der Seligen Ursula ereignet hat.

Am 18. Mai 2003 spricht Papst Johannes Paul II. Mutter Ursula Ledóchowska heilig.

Am 5. März 2009 fasst der Senat der Republik Polen eine Beschluss zur Ehrung des 70. Todestages der Heiligen Ursula Ledóchowska und erklärt sie zum Vorbild einer Patriotin.

Der liturgische Feiertag der Heiligen Ursula wird am 29. Mai begangen.

Deutschsprachige Artikel über die heilige Ursula im Internet: